Amateure

TTR-Betrugsversuch in Hessen: Harte Strafen für Beteiligte

In Hessen ist es zu einem Betrugsversuch gekommen (©Fabig)

30.06.2016 - Bei einem Turnier des VR-Cups in Hessen ist es Ende April zu einem Betrugsversuch gekommen, zu dem das hessische Verbandssportgericht nun ein Urteil fällte. Ein Spieler des ausrichtenden Vereins hatte damals sechs andere Akteure geschlagen, die zwischen 300 und 600 TTR-Punkte höher als er selbst eingestuft waren. Das Sportgericht kam nach schriftlichen Stellungnahmen der Beteiligten zu der Überzeugung, dass die Spiele nicht stattgefunden haben können.

Der Teilnehmerkreis des Turniers war beschränkt auf vereinseigene Spieler, solche die dorthin wechseln wollten und weitere, die dem Verein (z. B. als Trainer) verpflichtet waren. Die kaum zu erklärenden Ergebnisse – ein Spieler mit einem Wert von 1476 TTR-Punkten hatte Akteure mit 2112, 2061, 2027, 1980, 1911 und 1793 TTR-Punkten geschlagen – ließen den Verband und die örtliche Tischtennisszene aufhorchen. Es wurde vermutet, die Ergebnisse seien manipuliert worden, um den Q-TTR-Wert des Betreffenden so zu erhöhen, dass er in der künftigen 1. Mannschaft seines Vereins an Position sechs hätte spielen können, ohne mehrere Sperrvermerke auszulösen. Zugleich wurde bekannt, dass es sich bei dem Spieler um den Geldgeber handelt, der dem Verein Spielerverpflichtungen ermöglichte. Diese führten wiederum dazu, dass er in der Vereinsrangliste auf Position elf abgerutscht war. Nach den Siegen bei dem VR-Cup-Turnier wäre er wieder auf Platz sechs vorgerückt.

Nun wurden die beim betroffenen Turnier hinzugewonnenen TTR-Punkte jedoch gestrichen, weil das hessische Verbandssportgericht davon überzeugt war, dass es sich um einen Betrugsversuch handelte. Hierfür sprach, dass einer der Beteiligten Urlaubsfotos auf Facebook gepostet hatte, die nahelegen, dass er zum gleichen Zeitpunkt nicht am Turnier hätte teilnehmen können. Das sagte jener auch aus, gab jedoch an, seine Zustimmung gegeben zu haben, dass alle Spiele gegen ihn gewertet wurden. "Das erwies sich allerdings als kompliziert, weil die von der Turniersoftware ermittelte Zusammenstellung der Paarungen von den in der jeweils vorhergehenden Runde erzielten Ergebnissen abhängt. Das vom Ausrichter vorgelegte Tableau war aber nur möglich, wenn der nicht anwesende Spieler in der zweiten und vierten Runde gewonnen hatte. Dieser und weitere Widersprüche überzeugten das Gericht, dass die infrage stehenden Spiele nicht stattgefunden hatten, sondern einfach 'geschrieben' worden waren", heißt es in einer Pressemitteilung des Verbandssportgerichts.

18 Spiele Sperre und 300 Euro Strafe für den Initiator
Die Strafen für die Beteiligten wurden danach wie folgt festgesetzt: Den Nutznießer und Initiator verurteilte das Verbandssportgericht zu einer Sperre von 18 Spielen. In dieser Zeit darf der Verurteilte nur trainieren, aber an keinem Wettkampf teilnehmen. Zusätzlich wurde eine Geldstrafe von 300 Euro ausgesprochen. Der Spieler und Turnierverantwortliche, der den Teilnehmerkreis entsprechend ausgesucht hatte, erhielt eine Sperre von 15 Spielen. Ein weiterer Turnierverantwortlicher, zugleich Abteilungsleiter, wurde für 12 Spiele gesperrt, darüber hinaus darf er zwei Jahre lang im Verein oder Verband kein Amt ausüben. Alle übrigen Beteiligten wurden mit neun Spielen Sperre bestraft. Zudem wurden die erzielten TTR-Punkte, wie oben erwähnt, gestrichen.

Beim Hessischen Tischtennis-Verband (HTTV) äußerte man sein Bedauern über den Betrugsversuch. Tobias Senst von der HTTV-Geschäftsstelle: "Es ist natürlich sehr, sehr schade, dass der VR-Cup dafür missbraucht wurde und wir hoffen, dass das nicht mehr vorkommt. Letztendlich haben wir auf das, was in der Halle passiert, keinen Einfluss. Dadurch, dass sich über click-TT aber vieles herausfinden lässt, kommen solche Vorfälle eher ans Tageslicht und – wie bei diesem Fall geschehen – werden wir diesen auch in Zukunft mit Nachdruck auf den Grund gehen."

(DK/HTTV)

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.