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Amateur-Thema: Festspielen bei Ersatz im WTTV abgeschafft

Im WTTV darf man aber der kommenden Saison so oft Ersatz spielen, wie man möchte (©Roscher)

18.06.2015 - Drei Einsätze als Ersatzspieler darf man in höheren Mannschaften haben, beim vierten spielt man sich fest – diese Regelung war bisher fester Bestandteil der WTTV-Wettspielordnung – wurde beim Verbandstag in der letzten Woche nun aber abgeschafft. Wir wollten Hintergründe und Meinungen dazu erfahren und sprachen mit Paulo Rabaça (DJK Blau-Weiß Annen), Rainer Forstmann (Kettwiger Sportverein) und Werner Almesberger (WTTV).

Letztgenannter, ein Urheber des neuen Beschlusses (124 Ja-Stimmen zu 14-Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen), ist der Vorsitzende des Ausschusses Erwachsenensport im Westdeutschen Tischtennisverband (WTTV). Er berichtet: „Ich habe diese Idee schon länger mit mir herumgetragen. Als das Thema bei einem Treffen der Spielleiter im WTTV im August zur Sprache kam, bin ich darauf eingestiegen.“ Vorher sei die Regelung, die in der Wettspielordnung des WTTV seit 1959 verankert gewesen war, nie hinterfragt worden. „Dabei ist ein Grund für das Festsspielen ja längst weggefallen mit der Einführung der Q-TTR-Werte. Denn jetzt sind die Mannschaften nach Stärke aufgestellt und ein Ersatzspieler ist ja im Normalfall keine große Verstärkung. Und wir wollen die Leute auch nicht daran hindern, viel zu spielen, wenn sie das wollen.“ Die Ersatzgestellung habe gerade in kleineren Vereinen zu immer größeren Problemen geführt, zu einem regelrechten „Nervenkrieg. Dieser Punkt war das Problemfeld Nummer eins. Jetzt wird vieles einfacher“, so Almesberger.

Ähnlich fiel die ursprüngliche Begründung des Antrags aus, warum die bisherige Regelung abzuschaffen sei. Dort heißt es: "Im Sportbetrieb wirkt sich diese Vorschrift zunehmend als Hemmnis aus. Nach der vierten Ersatzgestellung ist ein Spieler quasi im Niemandsland: Er darf nicht mehr in seiner Mannschaft mitwirken, und die obere Mannschaft braucht ihn womöglich gar nicht, weil er vorher verschiedene Spieler ersetzt hat und deshalb für ein Aufrücken eher nicht in Frage kommt. […] Wer als Ersatzspieler mitwirken will, sollte nach Möglichkeit nicht daran gehindert werden. Die vorgeschlagene Regelung beseitigt außerdem eine überaus häufige Fehlerquelle auf Vereinsseite, vereinfacht die Arbeit von Spielleitern enorm und macht weitere Auslegungen des Vorstands für Sport überflüssig."

"Die Regelung ist hilfreich und vereinfacht die Ersatzgestellung"
Durchaus angetan vom neuen Beschluss ist Paulo Rabaça von der DJK Blau-Weiß Annen: „Unser Verein wird davon profitieren, weil wir viele Mannschaften haben. Im letzten Jahr hatten wir einen Langzeitverletzten, der musste sich dann an den Tisch stellen, damit keiner hochrückte von denen, die schon einige Male Ersatz gespielt hatten.“ Darüber hinaus sei manchmal eine Art Wettbewerbsverzerrung innerhalb der Liga entstanden: „Dann, wenn sich nach dem fünften Spieltag einer Serie oder gegen deren Ende Spieler einer Mannschaft festspielt hatten und diese Teams in den Spielen danach schwächer auftraten.“ Rainer Forstmann vom Kettwiger Sportverein sagt: „Wir sind über den Beschluss sehr froh, die Regelung ist hilfreich und vereinfacht die Situation der Ersatzgestellung. Denn aufgrund von Verletzungen und beruflichen Verpflichtungen hätten wir in diesem Jahr enorme Probleme bekommen, vier Mannschaften zu bilden.“ Nur der Sportwart müsse nun größere Kontrollarbeit leisten und verstärkt darauf schauen, dass kein Stammspieler der jeweils höheren Mannschaft fünfmal in Folge fehle – was nach wie vor dazu führt, dass ein Spieler hochrückt.

Und wie sieht es in den anderen großen Landesverbänden aus? Im Bayerischen Tischtennisverband (BTTV) Tischtennisverband Württemberg-Hohenzollern (TTVWH) gibt es das Festspielen ebenfalls nicht mehr, im TTVWH lediglich eine 'Markierung' für Stammspieler, die in einer Halbserie an weniger als drei Meisterschaftsspielen ihres Vereins teilgenommen haben. Nimmt dieser gekennzeichnete Spieler in der nächsten Halbserie viermal hintereinander dann ebenfalls nicht an einem Meisterschaftsspiel im Einzel teil, verliert er mit Ablauf des vierten Spiels automatisch seine Eigenschaft als Stammspieler. Im Tischtennisverband Niedersachsen (TTVN) besteht die Regelung des Festspielens beim vierten Einsatz in der höheren Mannschaft noch. Jochen Dinglinger, Ressortleiter Erwachsenensport im TTVN: "Wir sind in Diskussionen, aber an der Übernahme der Regel besteht momentan kein Interesse. Wir diskutieren ergebnisoffen, ob und wenn ja und in welcher Weise eine Änderung notwendig sein könnte. Nicht mehr und nicht weniger [...]." Auch die DTTB-Bestimmungen für die Spielklassen auf Bundesebene – also ab Oberliga aufwärts – gelten weiterhin uneingeschränkt, so dass ein Festspielen auf dieser Ebene existiert.

Welche Regelung gibt es in Ihrem Verband? Halten Sie es für sinnvoll, dass man sich bei häufigem Ersatzspielen festspielt oder eher nicht? Diskutieren Sie mit!

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(DK)

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