Amateure

Fünf Jahrzehnte 1. Vorsitzender: Zwei 'Vereinsurgesteine'

Genau wie Dieter Jenn steht auch Gerd Welker heute noch gelegentlich selbst am Tisch (©Hertha BSC)

19.02.2015 - Als sie ein Amt in ihrem Verein übernahmen, war ein Timo Boll noch lange nicht geboren: Gerd Welker ist seit 1963 1. Vorsitzender der Tischtennisabteilung von Hertha BSC Berlin, Dieter Jenn übt diese Position beim TTC RG Porz in Köln seit 1970 aus. Von den beiden 'Vereinsurgesteinen' wollten wir wissen, wie bei ihnen alles anfing und wie sich die Vereinsarbeit im Laufe der Jahrzehnte ihrer Meinung nach verändert hat.

Gerd Welkers (72) Geschichte und die der Tischtennisabteilung von Hertha BSC hängt unmittelbar mit dem Namen Helmut Faeder zusammen. Der damalige Hertha-Fußballer hatte Tischtennis als Hobby und wollte diesem regelmäßig nachgehen. „Der Mäzen des Vereins, der Berliner Bäckermeister Schiller, kannte meinen Vater und wusste von ihm, dass ich tischtennisbegeistert war“, berichtet Welker. Damit Faeder sein Hobby bei der Hertha ausüben konnte, kam es mit finanzieller Unterstützung des Hauptvereins am 1. Mai 1963 zur Gründung der Tischtennisabteilung – schon damals mit Welker als 1. Vorsitzenden. Der zu dieser Zeit 21-Jährige und seine Mannschaftskameraden gingen in der ersten Saison in der untersten Spielklasse an den Start. Von da an ging es für den Verein in jedem Jahr in oft wechselnder Besetzung eine Etage weiter nach oben, bevor 1971 der Aufstieg in die 1. Bundesliga erreicht wurde und man sich drei Jahre dort halten konnte, 1985 sogar noch einmal aufstieg. Inzwischen ist die 1. Mannschaft des Vereins in der 3. Bundesliga aktiv. Das Kuriose an der Gründungsgeschichte der Hertha-Tischtennisabteilung im Rückblick: „Helmut Faeder ist bei uns kein einziges Mal beim Training aufgetaucht“, erklärt Gerd Welker, der sich als erfolgsorientiert einschätzt und diese Einstellung auch bei der Hertha immer umgesetzt habe.  

Zeitweise 25 Mannnschaften im Verein
Etwas anders rutschte der Kölner Dieter Jenn (77) in sein Amt als 1. Vorsitzender beim TTC RG Porz. Er war bereits seit Anfang der 60er-Jahre Mitglied im Verein gewesen. 1970 wurde er schließlich vor der Jahreshauptversammlung vom damaligen Geschäftsführer abgefangen und gefragt, ob er nicht 1. Vorsitzender werden wolle. „Da hab ich dann nicht abgelehnt und bin gewählt worden“, berichtet Jenn, damals 32 Jahre jung. Zu dieser Zeit sei es nämlich mit dem Verein in Sachen Mitgliederzahlen gerade etwas bergab gegangen, es hätten nur noch zwei Mannschaften am Spielbetrieb teilgenommen und so mussten neue Ideen her. Fortan wurde unter Jenns Vorsitz verstärkt auf die Jugendarbeit gesetzt. Im Jahr 1975 wurde zudem ein Turnier zum 25. Jubiläum des Vereins veranstaltet, das seitdem in jedem Jahr ausgetragen wird und zeitweise eines der größten in Deutschland war. „Auch mit der Anzahl der Mannschaften ging es dann wieder bergauf, in der Spitze haben einmal zehn Herren-Mannschaften, fünf Damen-Mannschaften und zehn Jugend-Mannschaften am Spielbetrieb teilgenommen“, so Jenn. Heute spielt die 1. Mannschaft des Vereins in der Oberliga, an Position zwei Ex-Bundesligaspieler Thomas Roßkopf, der ältere Bruder von Bundestrainer Jörg Roßkopf. 

Heutzutage schwer an Ehrenämtler zu kommen
Wie sich Vereinsarbeit im Laufe der Jahrzehnte verändert hat, wollen wir von den beiden alten Hasen wissen. Gerd Welker darauf: „Versuchen Sie heutzutage mal, hier in der Großstadt Leute zu finden, die sich ehrenamtlich engagieren. Das ist fast unmöglich und wenn, dann wollen sie Kohle dafür. Eine Ausnahme bildet da schon unser Jugendwart Christian Leske.“ Ähnliche Töne schlägt Dieter Jenn an: „Wenn ich mir unser jährliches Turnier anschaue und überlege, wie viele Mitglieder da früher mitgeholfen haben, so viele Leute würde ich heute wahrscheinlich nicht mehr zusammenbekommen, aber insgesamt ist die Organisation auch etwas leichter geworden.“

Kennen Sie Menschen, die ähnlich lange oder noch länger eine Position in einem Verein ausfüllen, also wirkliche 'Vereinsurgesteine' sind? 

(DK)

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