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Interview: „Doppel mit Timo - das wäre doch mal was“

Im Interview erzählt Dimitrij Ovtcharov, wie er an die Heim-WM herangeht (©Fabig)

08.02.2017 - 2016 musste er sportlich ein paar Rückschläge hinnehmen, in dieses Jahr startet er mit neuer Kraft: Dimitrij Ovtcharov, der mit seinem Sieg beim Europe Top 16 signalisiert hat, dass man im Heim-WM-Jahr mit ihm rechnen muss. Im Interview mit myTischtennis.de verrät er, dass sich seine Herangehensweise an solche Großevents jedoch ziemlich gewandelt hat. Hier lesen Sie, wie das kommt, wie seine Pläne bis zur Heim-WM lauten und ob er dort auch im Doppel antritt.

myTischtennis.de: Du hast dich am Wochenende sehr über deinen vierten Titel beim Europe Top 16 gefreut. Warum ist dieser Erfolg so bedeutsam für dich?

Dimitrij Ovtcharov: Das Turnier gibt es seit fast 50 Jahren und ich bin der erste Spieler, der es dreimal hintereinander gewonnen hat. So ein Rekord ist schon was Besonderes. Außerdem war es mein vierter Titel insgesamt. Das sind Statistiken und die sind nicht das Allerwichtigste. Aber es gab Leute, die an mir gezweifelt haben, als ich meine Einzelmedaille bei den Olympischen Spielen und meinen Europameistertitel nicht verteidigen konnte. Und es fühlt sich sehr gut an, wieder ein Topturnier in Europa gewonnen zu haben, damit die Leute wissen, dass ich nach wie vor da bin - und heiß bin.

myTischtennis.de: Auf deiner Facebookseite sprichst du von neuen Trainingsideen, die sich ausgezahlt haben. Was hast du da genau ausprobiert?

Dimitrij Ovtcharov: Ich habe einfach probiert, mich auf meine Stärken zu konzentrieren und nicht mehr so enorm auf meine ‚Schwächen‘. Ich bin einfach ein bisschen zurück zu den Basics gegangen. Ich glaube, wenn ich so schnell wie möglich in mein Spiel reinkomme und dann konsequent durchziehe, bin ich für alle sehr gefährlich. Das hat mir auch mein Spiel gegen Fan Zhendong im Viertelfinale der Grand Finals gezeigt. Ich habe im Januar hart trainiert, bin wieder zu den Gewichtsmanschetten zurückgekehrt, die ich wegen meiner Rückenprobleme seit zwei Jahren nicht mehr benutzen konnte. Und das zahlt sich aus. Weniger ist manchmal mehr - bezüglich der Spielvereinfachung im Wettkampf.

myTischtennis.de: Ich gehe davon aus, dass für dich alles in diesem Jahr auf die Heim-WM ausgerichtet ist?! Wie sieht dein Fahrplan bis dahin aus?

Dimitrij Ovtcharov: Mein absoluter Fokus dieses Jahr - und aktuell jeden Tag - liegt darauf, mein Spiel zu verbessern. Und zwar, wie gesagt, vereinfacht zu verbessern. Ich glaube, wenn ich daran konsequent täglich arbeite, wird mir das gut tun, werde ich besser spielen. Und das wird hoffentlich auch zu einer guten WM führen. Ich will mir nicht zu viel Stress machen, wie manchmal bei vergangenen Turnieren. Klar ist die WM natürlich das Highlight dieses Jahr, aber ich will mir da keine besonderen Ziele setzen - dass ich eine Medaille holen will oder sonst was. Es liegt auf der Hand, dass ich das möchte, aber es ist sehr schwer. Die Konkurrenz ist sehr stark, da entscheiden Nuancen. Deshalb fokussiere ich mich jetzt nicht primär auf die WM, sondern darauf, mich täglich zu verbessern, mit den neuen Zielen, die ich habe. Und dann gehe ich dem optimistisch entgegen.

myTischtennis.de: Gehören zu deiner Vorbereitung denn auch die Deutschen Meisterschaften Anfang März in Bamberg? Voriges Jahr waren die deutschen Topspieler wegen der Terminkollision mit den Kuwait Open ja fast geschlossen nicht am Start…

Dimitrij Ovtcharov: Ja, die Deutschen Meisterschaften sind dieses Jahr eingeplant. Bei meiner letzten Teilnahme habe ich das Turnier ja auch noch gewonnen (schmunzelt).

myTischtennis.de: Inwiefern ist die Vorbereitung auf eine Heim-WM anders? Musst du auch viele Promotiontermine wahrnehmen?

Dimitrij Ovtcharov: Klar, zu Hause - ich trainiere oft in Düsseldorf und habe auch zwei Jahre für die Borussia gespielt - ist das noch einmal eine ganz andere Nummer, als woanders zu spielen. Eine WM ist sowieso immer gigantisch, in Düsseldorf dann natürlich noch mal besonders. Wir Europäer empfinden es sowieso immer so, dass wir in Europa bessere Chancen auf gute Ergebnisse haben - und dann ist die WM auch noch in Deutschland. Da ist die Hoffnung wirklich groß, dass die Zuschauer einen tragen und noch ein paar zusätzliche Prozent aus einem herausholen können. Deshalb freuen wir uns alle sehr auf die WM. Natürlich muss man den einen oder anderen Promotiontermin wahrnehmen, damit die WM einfach rundum ein großer Erfolg wird. Aber die Anfragen werden schon ganz behutsam selektiert, was wirklich wichtig ist und was man auch ausfallen lassen kann, da man sich natürlich in erster Linie auf seine sportliche Entwicklung konzentrieren muss. Aber manche Sachen gehören im Leistungssport einfach dazu und die macht man natürlich auch gerne.

myTischtennis.de: Du sagtest eben, dass du dir in der Vergangenheit oft selbst zu viel Stress gemacht hättest. War das auch bei der letzten Individual-WM in Suzhou der Fall? Oder wie bewertest du dein frühes Ausscheiden dort mit zwei Jahren Abstand?

Dimitrij Ovtcharov: Genau, vor zwei Jahren wollte ich das mit aller Macht und unbedingt. Halt beim letzten großen Turnier noch die fehlende Medaille gewinnen. Das sehe ich mittlerweile anders. Das kann man nicht erzwingen. Man kann sich nur so gut und gewissenhaft wie möglich vorbereiten. Am Ende kommt es, wie es kommt.

myTischtennis.de: Hat vielleicht auch deine neue Rolle als Vater deine Sicht auf die Dinge verändert?

Dimitrij Ovtcharov: Ja klar. Die Geburt unserer Tochter Emma hat unser Leben grundsätzlich verändert - auch wie man zu Sachen steht und Sachen sieht. Es ist einfach mehr eine gewisse Gelassenheit da. Diese Ruhe und Gelassenheit tun mir auch wirklich gut. 

myTischtennis.de: Hat sich nach der Geburt auch dein Trainingsalltag verändert?

Dimitrij Ovtcharov: Nein, eigentlich nicht. Jenny nimmt mir alles ab, was geht. Ich freue mich über jede Minute, die ich mit der Kleinen zu Hause bin, vernachlässige mein Training aber trotzdem nicht. Und das funktioniert alles sehr gut. Wir sind sehr glücklich und sehr zufrieden. Jetzt habe ich noch mehr Motivation, gut zu spielen, damit meine Tochter stolz auf mich ist. 

myTischtennis.de: Wird dir deine Tochter bei der WM denn nur im Einzel oder auch im Doppel die Daumen drücken können?

Dimitrij Ovtcharov: Ich plane, auch Doppel zu spielen.

myTischtennis.de: Gibt es schon Pläne, mit wem?

Dimitrij Ovtcharov: Das ist noch offen. Es laufen Anfragen im Hintergrund. Vielleicht ja mit Timo, das wäre doch mal was…

(JS)

 

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